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Bevölkerungsgruppen, Sprachen & Religionen |
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Bevölkerungsgruppen, Sprachen & Religionen
Finnland ist offiziell zweisprachig. Landesweit geben 91,7 % der Bevölkerung Finnisch und 5,5 % Schwedisch als Muttersprache an. Die schwedischsprachige Bevölkerung konzentriert sich vor allem auf die Küstenregionen im Süden und in Österbotten, wo der finnlandschwedische Dialekt verwendet wird, sowie auf die Provinz Åland.
Die Wohngebiete der schwedischsprachigen Finnen konzentrieren sich auf die Küstenregionen und Åland.
Die Sprachpolitik Finnlands wurde seit dem 19. Jahrhundert durch teilweise erbitterte Auseinandersetzungen um das Verhältnis zwischen der finnischen und der schwedischen Sprache bestimmt. Heute sind beide Sprachen durch die finnische Verfassung als Amtssprachen festgeschrieben. Jede Gemeinde ist entweder finnischsprachig, schwedischsprachig oder zweisprachig. Eine Gemeinde gilt als zweisprachig, wenn die sprachliche Minderheit einen Bevölkerungsanteil von 8 % ausmacht oder alternativ von mindestens 3000 Einwohnern repräsentiert wird. Nach der derzeitigen, bis zum Jahr 2012 gültigen Einteilung sind in Finnland 19 Gemeinden schwedischsprachig (davon 16 in der Provinz Åland) und 43 Gemeinden zweisprachig. Die übrigen 354 Gemeinden sind ausschließlich finnischsprachig.
Besonderen Schutz als ethnische Minderheit genießen die Samen, die ihr Siedlungsgebiet in den nördlichen Regionen Lapplands haben. Die samischen Sprachen, die sich in die eigenständigen Sprachen Nord-Sami, Inari-Sami und Skolt-Sami unterteilen, werden heute noch von etwa 1750 finnischen Samen als Muttersprache gesprochenen und haben einen offiziellen Status in den den Gemeinden Enontekiö, Inari und Utsjoki sowie im Nordteil der Gemeinde Sodankylä. In diesen Gemeinden leben rund 4000 der 7000 von der samischen Verwaltung als ethnische Samen eingestuften Finnen. Zur Überwachung der Stellung der samischen Sprachen und zur Verwirklichung einer sprachlichen und kulturellen Selbstverwaltung wurde 1996 eine eigene parlamentarische Vertretung der Samen (sámediggi) gegründet.
Seit etwa 500 Jahren sind kleinere Gruppen von Roma in Finnland ansässig. Deren Sprache, Romani, hat einen Status als offizielle Minderheitensprache. Durch Zuwanderung aus dem Ausland sind heute auch zahlreiche andere Ethnien in Finnland vertreten, ohne allerdings einen besonderen Status zu genießen. Die größte sprachliche Minderheit besteht aus den etwa 40.000 Sprechern der Russischen Sprache. Zu ihnen gehören auch zahlreiche finnischstämmige Zuwanderer aus Karelien und dem Ingermanland, denen seit den Neunzigerjahren das Recht auf „Rückkehr“ nach Finnland zugestanden wurde.
Religion
Seit 1923 ist die Religionsfreiheit in der finnischen Verfassung garantiert. Die Evangelisch-Lutherische Kirche und die Orthodoxe Kirche sind per Gesetz als Volkskirchen festgeschrieben und genießen besondere Vorrechte. Ihre Mitglieder zahlen eine Kirchensteuer in Höhe von 1 bis 2,25 % ihres Einkommens, zudem erhalten die Volkskirchen weitere staatliche Zuwendungen für soziale und karitative Zwecke, aber auch für Instandsetzungsaufgaben wie die Friedhofspflege. Obwohl die finnische Gesellschaft weitgehend säkularisiert ist, sind rund 85% der Bevölkerung konfessionell gebunden; nur 14,7% erklärten sich im Jahr 2006 konfessionslos.
Die große Mehrheit der Finnen gehört der evangelisch-lutherischen Kirche an, deren geistiges Zentrum der Dom von Turku ist.
Die überwiegende Mehrzahl der Finnen gehört der Evangelisch Lutherischen Kirche Finnlands an. Sie hatte im Jahr 2006 4.366.255 Mitglieder, was über 83% der Gesamtbevölkerung entspricht. Die Zahl ist allerdings seit Jahren rückläufig, insbesondere seit ein Gesetz im Jahre 2003 den Kirchenaustritt erleichterte. Auch die Anzahl der Gottesdienstbesucher nimmt ab. Nur 2 % der Kirchenmitglieder besuchen wöchentlich eine Kirche, rund 10 % einmal monatlich. Die meisten Gläubigen besuchen Gottesdienste nur an hohen Feiertagen wie Weihnachten, Ostern oder zu familiären Anlässen wie Taufen, Hochzeiten und Bestattungen. Dennoch genießt die Kirche hohes Ansehen in der Bevölkerung und stellt insbesondere in ländlichen Gebieten ein wichtiges soziales Netzwerk dar.
In manchen ländlichen Gegenden dominieren Erweckungsbewegungen das Gemeindeleben. In Nordfinnland ist der Laestadianismus weit verbreitet, insgesamt hat er in Finnland rund 120.000 Anhänger. Vor allem in Teilen Savos und Österbottens sind pietistische Gruppen stark vertreten.
Trotz des geringen Anteils von 1,1 % der Bevölkerung nimmt die orthodoxe Kirche vielfach eine sichtbare Stellung ein, hier die orthodoxe Kirche von Tampere
Der seit 1923 autonomen Orthodoxen Kirche in Finnland gehören rund 60.000 Menschen in 24 Gemeinden an, also rund 1,1% der Bevölkerung. Das orthodoxe Christentum verbreitete sich seit dem Mittelalter von Nowgorod aus vor allem nach Karelien. Während der russischen Herrschaft bildeten sich mit den Zuzug von russischen Beamten und Militärs auch orthodoxe Gemeinden in den Großstädten des Landes, deren Nachkommen, die so genannten „alten Russen,“ heute rund 3000 Köpfe zählen.Als Finnland nach der Niederlage im Zweiten Weltkrieg große Teile Kareliens an die Sowjetunion abtreten musste, wurden auch zehntausende orthodoxe Karelier umgesiedelt und über ganz Finnland verstreut. Auch die Mönche des berühmten Inselklosters Valamo im Ladogasee flohen vor dem sowjetischen Vormarsch nach Westen und gründeten in Heinävesi das Kloster Uusi Valamo („Neu-Walamo“). Eine weitere orthodoxe Gruppe, die 1945 ins finnische Kernland floh, sind die rund 400 Skoltsamen in der Gemeinde Inari. Seit 1990 hat sich die Anzahl der orthodoxen Christen durch die Einwanderung von „neuen Russen“ aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion deutlich erhöht.
Nicht zur evangelischen Volkskirche gehören die verschiedenen Pfingstkirchen, denen mindestens 50.000 Menschen angehören. Zudem gibt es in Finnland 19.200 Zeugen Jehovas und über 3.300 Mormonen. Die Katholische Kirche in Finnland hat rund 8.000 Anhänger, zumeist Ausländer oder Einwanderer vor allem aus Polen. Das katholische Bistum Helsinki besteht seit 1995 und umfasst ganz Finnland.
In Finnland existieren zwei jüdische Gemeinden mit insgesamt rund 1.500 Mitgliedern, von denen 1.200 in Helsinki und 200 in Turku leben. Die finnischen Juden sind überwiegend Nachkommen von Kantonisten, also Zwangsrekruten der Zarenarmee, die nach dem Ende ihrer Dienstzeit in Finnland blieben, oder von russischen Juden, die nach der Oktoberrevolution nach Finnland flohen. Sie sind in der finnischen Gesellschaft gut integriert und sprechen zumeist beide Landessprachen fließend. Jiddisch wird nurmehr von wenigen Älteren gesprochen. Im unabhängigen Finnland waren die Juden zu keiner Zeit systematischem Antisemitismus ausgesetzt. So gab es selbst im Fortsetzungskrieg, als Finnland an der Seite des nationalsozialistischen Deutschland gegen die Sowjetunion kämpfte, eine Feldsynagoge für die auf finnischer Seite kämpfenden Juden.
Ebenfalls seit der Zarenzeit ist eine tatarische Minderheit muslimischen Glaubens ansässig, deren Vorfahren zwischen 1870 und 1920 vom Oberlauf der Wolga nach Finnland übersiedelten. 1925 gründeten sie die Finnische Islamische Gemeinde, die erste staatlich anerkannte islamische Gemeinde Westeuropas. Heute leben in Finnland rund 800 Tataren, die meisten von ihnen in Helsinki und Umgebung. Sie haben auch in der fünften und sechsten Generation ihre Sprache bewahren können, sprechen aber auch durchweg fließend Finnisch oder Schwedisch. Seit 1990 hat sich die Zahl der in Finnland lebenden Muslime durch die Aufnahme von tausenden somalischer Flüchtlinge, aber auch durch Einwanderung aus dem Nahen Osten und Südosteuropa vervielfacht. Insgesamt leben in Finnland heute rund 20.000 Muslime.
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